Besucher lenken
AG Stadtmarketing diskutiert Ergebnisse aus Bachelorarbeit
02.06.2021
Bei aktuell sinkenden Inzidenzen-Zahlen beschäftigen sich die Tourismusverantwortlichen in der Spreewald-Region verstärkt mit der Wiedereröffnung der touristischen Einrichtungen. Hygienekonzepte, Test-Möglichkeiten und Maßnahmen der Besucherlenkung stehen auf der Prioritätenliste ganz oben. Um das Gästeaufkommen vor Ort für Besucher und Einheimische gleichermaßen angenehm zu gestalten, suchte das Team der AG Stadtmarketing „Wir für Lübbenau“ schon vor der Pandemie nach Lösungsansätzen, um Gästewege zu verteilen. „Als Qualitätsstadt und -Region möchten wir die Aufenthaltsqualität unserer Gäste stärken“, betont Caroline Fürll von der Spreewald-Touristinformation Lübbenau.
Besucher und auch Einheimische seien viel auf dem Wasser unterwegs. Gerade bei Ungeübten kann es sich auf den Fließen schnell mal stauen, wenn das Boot plötzlich quer steht und zugleich ein Kahn entgegen kommt. Oberstes Gebot ist hier natürlich gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis. Helfen könne aber auch eine „Digitale Besucherlenkung – zur Steigerung der Erlebnisqualität auf dem Wasser“. Genau mit diesem Thema hat sich im Auftrag der Lübbenauer Stadtmarketingrunde eine Studentin der Hochschule Bremen im Rahmen ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt. Ziel sei eine Entzerrung der Bootsströme, die beispielsweise an bestimmten Tagen, zu gewissen Uhrzeiten auftreten. Erste Ansätze etwas zu ändern sieht die Absolventin in dem Versuch die Gäste mit weiteren Angeboten oder dynamischen Preissystemen auf andere Zeiten „umzulenken“. Digitale Technik, beispielsweise netzgesteuerte Messdienste sind auf dem Vormarsch und in Zeiten, in denen fast jeder ein Smartphone besitzt vielversprechend.
Ganz so einfach ist die Umsetzung jedoch nicht. „Viele Gäste haben ihr GPS aus Unwissenheit oder weil sie gezielt ungestört sein wollen gar nicht erst eingeschaltet“, weiß Bootsvermieter Martin Richter. Zudem sei die durchgängige Netzabdeckung in den Tiefen des Spreewaldes bislang noch nicht gegeben. Darüber hinaus ist zu beachten, dass etwaige Neben-/Ausweichrouten der Natur im Biosphärenreservat ihren ungestörten Raum nehmen könnten. Immerhin sei die Naturlandschaft das höchste Gut und der Reisegrund in den Spreewald schlechthin.
Auch über Online-Buchungssysteme lassen sich die Gästeströme auf dem Wasser lenken. Hier sehen die Teilnehmer der Marketing-AG einen wesentlichen Ansatzpunkt. Um zu diesem Thema Aufklärung und Überzeugungsarbeit zu leisten, planen die Verantwortlichen einen Stammtisch mit den entsprechenden Leistungsträgern zum Ende des Jahres. Natürlich obliegt es jedem touristischen Unternehmen selbst, wie er seine Leistungen anbietet und verkauft. Martin Richter könne jedoch jedem nur empfehlen, sich der Nachfrage anzunehmen. „Nicht nur meine Gäste profitieren von der einfachen, komfortablen Buchungsmöglichkeit über das Internet. Auch mir als Unternehmer gibt es eine gewisse Planungssicherheit und Entzerrung des Gästeaufkommens auf meinem Gelände. Warum unnötig Stress haben, wenn es auch einfacher geht!?“
Besucher-Ballungen gibt es natürlich nicht nur auf dem Wasser. An einigen markanten Stellen in der Stadt und ihren Ortsteilen gäbe es auch sogenannte Hotspots, beispielsweise am Großen Hafen, auf den Brücken in Lehde oder auf dem Radweg nach Leipe. Im Rahmen der „Qualitätsregion Spreewald“ beschäftigen sich hier die Verantwortlichen aus der gesamten Spreewaldregion damit, solche Hotspots zu benennen und Alternativen für eine „Entstauung“ zu schaffen.
Strategisch will sich die Stadtmarketinggruppe mit einem ganzheitlichen Mobilitätskonzept beschäftigen. Dazu zählen unter anderem die Anreise mit der Bahn oder mit dem Bus, die Mobilität vor Ort (Stadtlinie, Räder) und die Kahnfahrten. Es gäbe immer mehr klima- und umweltbewusste Reisende, die solche Angebote bevorzugten. Im Spreewald selbst tue man damit aktiv etwas für die Erhaltung der Naturlandschaft.
Anmerkung: Im obigen Text wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sämtliche geschlechtsspezifischen Bezeichnungen beziehen sich jedoch immer gleichermaßen auf alle Geschlechter.